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Konzert vom 23.12.1999

Presse-Echo

Biblische Basis, weltliches Werben
Deutsche Uraufführung: 200 Jahre alte Serenata "Solomon" von William Boyce in St. Maria Königin

[Frank-Uwe Orbons] "Splendid" sagt der Engländer, "glänzend" der Deutsche. Kurz vor Weihnachten konnte man in der Sindorfer Kirche St. Maria Königin einem Höhepunkt des Musikangebots des Erftkreises beiwohnen. Bei seinem Weihnachtskonzert stellte der Madrigalchor Kerpen, oder besser seine Gründerin und Leiterin Gudrun Bonnemann, ein Werk vor, das bislang noch nie in Deutschland erklungen ist. William Boyce, ein kontinental wenig bekannter Zeitgenosse Händels, komponierte 1742 eine große dreiteilige Serenata namens "Solomon", bei der der Titelheld selbst jedoch nicht in Erscheinung tritt.

Ungeachtet der biblischen Basis von Liebesliedern aus "Das hohe Lied Salomos" fertigte der Librettist Edward Moore ein der Zeit verpflichtetes Schäferspiel von erbaulichem Charakter an. Die beiden Charaktere "Er" und "Sie", hervorragend besetzt durch die stilkundigen Solisten Max Ciolek (Tenor) und Ingrid Schmithüsen (Sopran), frönen in dem gut 90 Minuten dauernden Werk einem nahezu handlungslosen Liebeswerben von teilweise erotischer Art. Die vielfältigen Naturschilderungen, wie etwa der von der Solo-Violine (Paula Kibildis) symbolisierte Zephir oder die von der Traversflöte dargestellten Vögel, insbesondere die Andeutung der Jahreszeiten, ließen dennoch einen bestimmten Verlauf erkennen. Die zahlreichen Zuhörer, denen der Text nicht vorlag, konnten sich lediglich auf die schöne Musik besinnen. Vielleicht war deshalb am Schluss der Applaus nicht so überwältigend, wie man hätte erwarten können.

Dabei tritt aber naturgemäß die Relevanz der barocken Serenata hinter ihrem Anlass zurück. Der Musiktheoretiker Johann Adolf Scheibe spricht von Aufführungen "bey Geburtstagen, bey Hochzeiten und bey allerhand anderen Lustbarkeiten". Als Träger des instrumentalen Parts fungierte das Ensemble Metamorphosis Köln, das in typischer Oratorienbesetzung auf historischen Instrumenten spielte. Trotz einiger weniger Trübungen (in den Violinen) war es immer wieder erfrischend anzuhören, wie präzise artikuliert und mit welcher Spielfreude einfache Sequenzen und Imitationen möglichst spannend dargestellt wurden.

William Boyces Kompositionsmeisterschaft gab aber auch genügend Raum zur Gestaltung: Die Vorliebe für orchesterbegleitete Rezitative, zweiteilige Arienformen, überraschende Instrumentaleinwürfe, die kontrapunktische Beherrschung der französischen Ouvertüre und des Eingangschors, die wundervollen Fagott-Haltenoten im Schlusschor des zweiten Teils und das Duett, das selbst Joseph Haydn faszinierte. Nicht nur die verpflichteten Musiker, auch den eigenen Chor hatte Gudrun Bonnemann in fester Hand. Dieser konnte sich bei den fünf kurzen Einsätzen nur selten, dafür aber umso gekonnter profilieren. Mit einem Ohrwurm, der Sinfonia aus dem zweiten Teil, konnte man gut gelaunt eine prächtige Aufführung verlassen. (Kölner Stadt-Anzeiger vom 27.12.1999)


Konzert vom 27.05.2000
Konzert vom 28.11.1999