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Konrad Honings: Sindorfer Kirchenmusikhistorie

Gründerväter mit "Brust und Stimme"

Bereits seit längerer Zeit traf sich regelmäßig ein Anzahl sangesfreudiger Sindorfer Bürger im Lokal Wilkens, um sich der Pflege des volkstümlichen Gesanges, vor allem der Volks-, Wander- und Soldatenlieder zu widmen, wie es dem damaligen Zeitgeist entsprach.
Eines Abends – 1868 – war es dann so weit: Man beschloss, diesen gesanglichen Aktivitäten eine vereinsmäßige Grundlage zu geben.
In 12 Paragraphen wurden die Statuten festgelegt, die von den ersten 30 Mitgliedern unterschrieben wurden, unter ihnen der erste Präses Pfarrer Jakob Neuchelmann. Und wie sollte der Verein heißen?



"Cäcilia-Gesang-Verein Sindorf"

Als Mitglieder durften dem Verein nur beitreten, „die unbescholtenen Wandels und von Brust und Stimme geeignet waren, einem derartigen Verein anzugehören.“ Als Ziel
hatte sich der Verein gesetzt, „sich auf dem Gebiet der Töne auszubilden und zu vergnügen sowie durch seine Mitwirkung den Gottesdienst und sonstige gottesdienstlichen Handlungen zu verherrlichen. Alle zweckdienlichen Lieder sind zulässig, nur für Religion und Sittlichkeit anstößigen sind absolut ausgeschlossen.“
Am Kirmessonntag, dem 18. Oktober 1869, trat der neue Gesangverein zum ersten Male an die Öffentlichkeit. Für den Dirigenten Heinrich Wirtz und seinem Chor wurde die Veranstaltung zu ein großer Erfolg. Ihm folgte am Fastnachtsmontag 1870 ein zweites Konzert, das mit heiteren Vorträgen aufgelockert wurde.

Für Jahrzehnte wurde es fortan Tradition, die Bevölkerung mit jeweils einer Veranstaltung am Kirmessonntag und Rosenmontag zu erfreuen. Dazu feierten die Sänger am Festtage des hl. Ulrich, Anfang Juli eine Festmesse und einen Bürgerball. In einer Zeit, wo es weder Funk noch Fernsehen gab, waren solch kulturelle Veranstaltungen von besonderer Bedeutung im Alltagsleben eines Ortes.
Zu Ostern 1870 stiftete sich der Verein eine Fahne mit dem Bilde der hl. Cäcilia. Als am Weihnachtsfest 1874 der erste Präses Pfarrer Neuchelmann starb, übernahm der Chorleiter Wilhelm H. Wirtz dessen Amt dazu. An dem Sängerfest 1879 in Sindorf nahmen die Vereine aus Bachem, Hemmersbach und Elsdorf teil, zu denen man seit langem freundschaftliche Beziehungen pflegte. 1883 wechselte man nach einem Mehrheitsbeschluss das bisherige Vereinslokal und tagte von da an in der Gaststätte Peter Josef Pohl. Einige Mitglieder, die damit nicht einverstanden waren, traten aus dem Chor aus. Im Alter von 54 Jahren starb am 18. Januar 1888 der Mitbegründer, Chorleiter und Vorsitzende des Vereins, W.H. Wirtz, allzu früh und von allen sehr betrauert. Sein Nachfolger im Amt des Dirigenten wurde Lehrer Henseler, Max Picott Vorsitzender.

Vom aktiven Vereinsgeschehen zeugen Notizen in der Vereinschronik des Jahres 1889, die über ein Wiesenfest an der Erft, wo es unter klingender Musik lustig zuging, vom Sängerfest in Elsdorf und einem Ritterschauspiel zur Kirmes berichten.
Einen Wechsel in der Vereinsführung gab es 1891 durch den Tod von Max Picott. Ihn löste Franz Königsfeld ab. Das Kirmeskonzert 1892 leitete Adolf Keymer aus Mödrath.
Mit großem Programm wurde das 25jährige Stiftungsfest der „Cäcilia“ am 9. Juli 1893 begangen. Sieben Gastchöre aus den Nachbarorten trugen wesentlich zum Gelingen des Festes und zur Verschönerung der frohen Stunden bei. Als neuer Dirigent fungierte beim Sängerfest in Glessen Heinrich Brabender aus Quadrath.
Von der Freude aller Sänger am Theaterspielen berichtet die Chronik vom 15. Januar 1901, dass man beschloss, „eine viermal verwandelbare Bühne machen zu lassen.“ In Ölfarbe hergestellt, kostete sie damals 150,--M. Dazu wurden für Kulissen und Hintergrund 42 ½ Meter Nesselstoff gekauft. Im gleichen Jahre übernahm Lehrer Dichans, der 42 Jahre in Bachem tätig gewesen war und nun seinen Lebensabend in Sindorf verbringen wollte, die Leitung des Chores. Leider verstarb er bereits im Oktober. Ihm folgte Martin Baden, der Küster und Organist in Sindorf war, Wilhelm Pohl wurde neuer Vorsitzender.
Im 1. Weltkrieg (1914-1918) kam das Vereinsleben völlig zum Erliegen. Die letzte Eintragung im Protokollbuch stammte vom September 1913 und die erste erst wieder vom 22. Juli 1919. Da hieß es: „Nach fünfjähriger Untätigkeit hat der Verein seine Gesangproben wieder aufgenommen. Der Vorstand wurde neu gewählt und besteht laut Statuten aus dem Präsidenten, dem Dirigenten (z.Zt. J. Cornette) und drei Vorstandsmitglieder. „Kurze Zeit später brach durch ein anderes Ereignis der Verein auseinander: Nach einer Verordnung des kirchlichen Verbandes der Cäcilienchöre sollten Doppelchöre ab sofort entweder nur Kirchenmusik pflegen oder sich allein auf weltliche Gesänge beschränken. Da ein Teil der Sänger dies nicht mitmachte, gab es in Zukunft in Sindorf zwei selbständige Chöre: den Gesangverein Cäcilia und den Kirchenchor St. Cäcilia. Die wechselseitig guten Beziehungen beider Chöre trugen in der Folgezeit mit dazu bei, dass Sindorf ein Ort mit zahlreichen musikalischen Aktivitäten blieb.



50 Jahre gab Josef Fassbender den Ton an

Wie entwickelte sich nun der neue Kirchenchor? Erfreulicherweise reifte er recht bald zu einem harmonisch festen Klangkörper heran und konnte zur Verschönerung der Gottesdienste, nicht nur an Festtagen, wesentlich beitragen. Waren es anfangs noch Laiendirigenten, so führten später nur noch Organisten der kath. Kirche den Taktstock. Erster Dirigent wurde der Organist Cornett, ihm folgten ab 1921 Organist Schmitz, bereits im Ruhestand, dann Musikpädagogen Michael Arnolds und Gottfried Wirtz.

Etwa 30 Sänger umfasste der Chor, als im April 1925 der Organist Josef Fassbender übernahm. Er wurde in den fast 50 Jahren seines Wirkens für den Chor eine herausragende Persönlichkeit, die, obwohl in jungen Jahren erblindet, unermüdlich musisch tätig war, mit der Musikschulung von Kindern und Jugendlichen begann und 1927 erstmals mit Frauen einen gemischten Chor bildete. Sehr bald zeigten sich künstlerische Erfolge. So sang man zu Ostern eine Messe für gemischten Chor mit Orgelbegleitung, sehr zur Freude aller Kirchenbesucher. 1930 war die Mitgliederzahl auf 60 angestiegen. So war der Chor in der Lage, die Missa Brevis, Rex aeterna von Palestrina, die Missa Truim von Fr. Koenen und andere bedeutende Werke darzubieten. Zweimal führten die jetzt 72 aktiven Chormitglieder das Oratorium „Die hl. Cäcilia“ von August Wiltberger für Solo, Chor und Orchester vor einer begeisterten Zuhörerschaft auf. Der Reinertrag diente dem Kauf eines Harmoniums, das sehr bald bei den Proben nicht mehr wegzudenken war. Nach dem im Jahre 1933 in den Ruhestand getretenen Pfarrer Collme, wurde Pfarrer Lellmann (1934-38) neuer Präses. Dieser ließ den gemischten Chor wieder in einen reinen Männerchor umwandeln. Er schrieb dazu in der Pfarrchronik: „Der Kirchenchor bestand bei meinem Kommen aus einem gemischten Chor. Als ich nun den Choralgesang etwas mehr pflegen wollte und den mehrstimmigen Gesang auf die Feiertage beschränkte, streikten die Weibsel. Josef (gemeint ist Herr Fassbender) der anfangs auch etwas streiksüchtiger war, hat sich dann aber doch bekriegt und mitgetan, und manche schöne Messe ist zustande gekommen.“

Bei der Einführung des neuen Pfarrers Johannes Stratmann (1938) konstituierte sich der Chor wieder in gemischter Form. Bald hatte er schon 50 Aktive. Dass darunter viele Sängerinnen waren, war deshalb von Nutzen, weil zu Beginn des II. Weltkrieges die meisten Männer eingezogen wurden. So blieb die gesangliche Mitgestaltung vieler Gottesdienste weiterhin möglich. Leider gingen in den letzten Kriegstagen des Februars 1945 die meisten Chorwerke, ca. 160 Titel, verloren, als die Front Sindorf überrollte. Durch die gewaltigen Verluste im II. Weltkrieg hatten sich die Reihen der aktiven Sänger so stark gelichtet, dass ein neuer Aufbau notwendig wurde. Dies gelang Herrn Fassbender mit der ihm eigenen Energie und seinem unermüdlichen Fleiß. Dabei kam die musische Heranbildung der Jugend nicht nur dem Kirchenchor zugute, sondern auch dem Bruderchor, der sich 1942 „MGV 1868“ umbenannt hatte, und dessen Chorleiter Faßbender 1955 wurde. Durch diese Personalunion gestaltete sich 1958 das 90jährige Stiftungsfest des MGV 1868 mit dem wohlgelungenen Festkommers, bei dem der Kirchenchor, der Jugendchor der Musikschule Fassbender, der Werkschor der Firma Dornhoff, Horrem, und das Streichquartett Holz aus Mödrath mitwirkten, in der Aula der Ulrichschule zu einem echten Musikereignis.



Chorgruppe beim Ausflug nach Burg Elz 1970 (2.v.r.: Josef Fassbender)



Nach einem langen arbeits-, aber auch erfolgreichen Wirken im Dienste der Musik trat J. Faßbender im August 1971 von seinem Amt zurück. Seine Verdienste um den Kirchengesang und das Chorwesen in Sindorf überhaupt bleiben unumstritten und können nicht hoch genug gewürdigt werden. Bis 1972 in Kantor Albert Elbert ein neuer Chorleiter gefunden war, half Herr Faßbender als Chorleiter aus. Er starb bereits 1974. Auf Elberts Vorschlag wurde der Kirchenchor in „Kantorei St. Maria Königin“ umbenannt und ein Kinderchor gebildet. In den Jahren 1973 und 1974 beteiligte sich die Kantorei mit einem Violin- und Orgelkonzert an der „Sindorfer Woche“ und nahm am abschließenden Konzert aller ortsansässigen Chöre teil. Schon im September 1976 verließ Herr Elbert auf eigenen Wunsch Sindorf. Im Pfarrecho hieß es u.a. dazu: „Mit ihm verlieren wir einen Mann, der Sindorf völlig neue kirchenmusikalische Impulse verliehen hat. Der Kirchenchor erlebte unter seiner Leitung und Anleitung eine Blütezeit. Das Echo dankt dem scheidenden Kantor für seine Arbeit in Sindorf, insbesondere auch Frau Elbert, die immer wieder im Chor und Orchester dabei war.“ Nun half Herr Hogenschurz aus Quadrath aus, bis wir im Juli 1977 in Herrn Kneip aus Trier einen neuen hauptamtlichen Kirchenmusiker erhielten. Neben einem Instrumentalkreis gründete er eine Choralchola. Die beliebten Kirchenkonzerte wurden zu den verschiedenen Jahreszeiten mit Werken alter und neuer Meister fortgesetzt; sehr zur Freude vieler interessierter Musikfreunde aus Sindorf und Umgebung.



So ist es nicht verwunderlich, dass unser Chor anlässlich seines 100jährigen Bestehens am Samstag, dem 24. August 1978, die Palestrina-Medaille verliehen bekam, nachdem er vorher in der festlichen Abendmesse Werke von Vittoria, Palestrina und Lichtenauer gesungen hatte. Die Medaille ist nach dem italienischen Komponisten Giovanni Pierluigi da Palestrina benannt, der von 1525-1594 lebte und in Rom wirkte. Sein Stil ist über Jahrhunderte hinweg beispielgebend für die kath. Kirchenmusik geblieben und galt lange Zeit als einziges Ideal. Verliehen wird die Medaille vom Cäcilien-Verband, der Vereinigung aller deutschsprachigen Kirchenchöre.




 

Aber bereits nach 2 Jahren kehrte Kantor R. Kneip an seine alte Wirkungsstätte, die Liebfrauen-Kirche in Trier, zurück. Im Pfarrbrief war zu lesen: „Es ist bedauerlich, einen Kirchenmusiker von so hohen Graden zu verlieren. R. Kneip hat dem kirchenmusikalischen Schaffen in Sindorf viele neue Impulse verliehen, wie die zahlreichen Konzerte in dieser Zeit gezeigt haben.“ Noch einmal sprang Herr Hogenschurz ein und verwaltete die vakante Stelle mit großem Engagement für zwei Jahre. Seit 1970 hatte Herr Josef Wieland die Geschicke des Chores in seiner freundlichen und ausgleichenden Art sicher geführt bis Herr Josef Ritter 1978 sein Amt übernahm.
Im Juli 1980 wurde bei der Firma Weimbs in Hellenthal ein Orgelpositiv mit 3 ½ Registern gekauft. Der Betrag von 20.000,- DM war erst zur Hälfte vorhanden, für die Restsumme wurden Spender gesucht und auch gefunden.
Das geistliche Konzert zur Eröffung der „Sindorfer Woche“ im Oktober 1980 mit Werken von Buxtehude, Telemann, Albioni und Durante fand unter der Leitung von Mathias Hogenschurz bei den zahlreichen Zuhörern lebhaften Zuspruch.
Auch beim Adventkonzert in der Marienkirche für das Altenhilfswerk der Kölnischen Rundscheu wirkte unsere Kantorei neben dem Kreuzchor Ichendorf, dem MGV Lechenich und dem Kammerorchester Bergheim mit. Vor „ausverkauftem Hause“ boten alle Beteiligten ein glanzvolles Konzert.



Unter neuem Namen zu neuen Taten

Die Weihe unserer neuen Kirche St. Maria Königin am 1. Adventsonntag 1956 war auch für unseren Kirchenchor ein ganz besonderer Anlass, diese entsprechend mitzugestalten. Im Jahr 1961 wurde die Orgel der Ulrich-Kirche demontiert und von der Orgelbaufirma Weimbs aus Hellenthal für die Maria-Königin-Kirche neu disponiert. Der Wunsch von Josef Fassbender, die Orgel in St. Ulrich zu belassen, wurde nicht erfüllt. Mit einem Konzert des Kölner Professors Zimmermann unter Mitwirkung des Kirchenchores wurde die Orgel geweiht.



Probe zur Orgelweihe 1961 



Im Frühjahr 1967 bittet unser Präses, Pfarrer Johann Stratmann Herrn Kardinal Höffner, ihn nach 30 Jahren als Pfarrer in Sindorf, in den wohlverdienten Ruhestand zu entlassen. Im gleichen Jahr können wir unseren neuen Präses und Pfarrer Karl Esser in unserer Mitte begrüßen. Pfarrer Karl Esser kam aus Düsseldorf zu uns und sorgte mit seiner Schwester Klara für einen neuen und dem Konzil entsprechenden lebhaften Aufschwung der Gruppenarbeit in der Pfarrgemeinde.



Eine Frau übernimmt den Taktstock

Anfang September 1981 wurde zum ersten Male in der langen Geschichte des Chores eine Frau, Gudrun Bonnemann, die freie Stelle einer hauptamtlichen Kirchenmusikerin zugesprochen. Sie hatte in Köln studiert, war Kantorin in der Kirchengemeinde Heilig-Geist in Bonn und kam zu uns von Hannover, wo sie an der Marktkirche gewirkt hatte.
Als Organisten hatten während der Vakanzzeit die Herren Klein, Klingele und Hülshorst ausgeholfen, Frau Faust betreute den Jugendmusikkreis und Herr Patt die Choralschule. Mit einem glänzend gelungenen Mozartkonzert zur Eröffnung der „Sindorfer Woche“ verabschiedete sich im Oktober Herr Hogenschurz. Frau Bonnemann aber, die einen leistungsfähigen und bereiten Chor übernommen hatte, wusste von Anfang an zielstrebig durch eine intensive Probenarbeit den Anspruch auf Qualität zu steigern.




 

Neben der Intonation legte sie größten Wert auf die Stimmbildung und die Sprach- und Atemtechnik. Das Fest 25 Jahre St. Maria Königin im Dezember bot dann gleich für Frau Bonnemann genügend Gelegenheit, ihr ganzes Können zu beweisen. Die Festwoche begann mit einem Choralhochamt. Es folgte die Messe in G-Dur von Franz Schubert mit Solisten aus Köln und Bonn, dazu Orchester und Orgelbegleitung, und klang in St. Ulrich mit der Abendmusik für Trompete und Orgel (Udo Köhne vom Bonner Beethovenorchester und G. Bonnemann) besinnlich aus.

Im Februar 1982 folgte das 25jährige Priesterjubiläum unseres Pfarrers Karl Esser. Der Chor sang in der festlichen Eucharistiefeier die Messe von Joseph Haydn mit der kleinen Orgelmusik in D-Dur. Im März brachte ein Konzert mit Werken von Monteverdi, Schütz und Buxtehude einen weiteren musikalischen „Leckerbissen“. Anfang Dezember gastierte dann in der Marienkirche das Kammerorchester Steinenbrück unter der Leitung von Konzertmeister Kurt A. Collinet, und am hohen Weihnachtsfest konnte schließlich die Kantorei noch einmal in der Christmette mit Chorgesang und Musizieren brillieren.
Im März 1983 erfuhren wir dann, dass Präses Pfarrer K. Eßer auf die Sindorfer Pfarrstelle verzichtet und Herrn Kardinal Höffner gebeten hatte, ihn in das Bistum Osnabrück zu versetzen.
Ende April war es wieder einmal so weit: Frau Bonnemann (Cembalo) gab in der Ulrich-Kirche mit Antony Reiß (Querflöte) und Friedrich Herweg (Gitarre) ein Abendkonzert mit wenig bekannten Werken von William Byrd, J.S. Bach, Carl Ph. E. Bach, Domenico Scarlatti und Mauro Guiliani. Ein ausgesprochener „Kunstgenuss“, wie die Kölnische Rundschau vom 26. April schrieb.
Mit der Fronleichnamsprozession am 3. Juni beendete Herr Pfarrer Eßer seine Seelsorgertätigkeit bei uns, da der Kardinal inzwischen seinem Wunsche, Sindorf zu verlassen, entsprochen hatte. Über das erfolgreiche Konzert der Kantorei am 5. Juni berichtete eine Tageszeitung u.a.: „Es ist mittlerweile auch außerhalb Sindorfs bekannt, dass die kirchenmusikalischen Abende in der Ulrichkirche eine Reise wert sind. Das Wagnis mit vier- bis achtstimmigen Kompositionen, wie von Max Reger und Friedrich Mendelssohn-Bartholdy, ist mit gutem Erfolg gelungen. Die Bonner Sopranistin Helene Möller, die Musiker des Kammerorchesters Steinenbrück und der Chor ernteten mit ihrer Dirigentin Gudrun Bonnemann verdientermaßen langanhaltenden, stürmischen Beifall.“
Wie freute sich die ganze Pfarrgemeinde, als es recht bald hieß: „Wir bekommen einen neuen Pastor.“ Am 25. September 1983 traf er, zu Fuß mit großem Geleit von Bergheim kommend, wo er zuletzt Kaplan war, und von vielen von uns am Ortsrand abgeholt, in der Marienkirche ein. Dass die Kantorin in ihm nicht nur einen neuen Präses sondern auch einen Musikkenner und –freund erhielt, sollte sich recht bald zeigen.



Sindorfer Musikkultur überörtlich beachtet

Das Jahr 1983 brachte am 12. Dezember noch einen musikalischen Hochgenuss mit dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, die Kantaten I – III. Den vier Solistimmen und Solisten, dem Kammerorchester Steinenbrück und der Kantorei dankte eine ergriffene Zuhörerschaft in der vollbesetzten Marienkirche stehend mit riesigem Beifall. Am Weihnachtsfest bereitete der Chor schließlich der großen Schar der Gläubigen eine besonders festlichen Gottesdienst.
Auch im Jahr 1984 erfreute uns der Chor mit mehreren Abendmusiken in der Ulrichkirche, die nun schon einen ganz festen Stamm begeisterter Konzertgäste hatten.
Bei den Karnevalssitzungen der Pfarrgemeinde, in denen der junge Pfarrer nicht nur Temperament und jugendlichen Schwung zeigte, sondern auch vielseitige, karnevalistische Fähigkeiten praktizirte, wirkte die Kantorei, wie sollte es auch anders sein, recht aktiv und erfolgreich mit.

Zum Höhepunkt dieses Jahres aber gestalteten sich im Oktober die Feierlichkeiten anlässlich der 500-Jahr-Feier unserer altehrwürdigen Ulrichkirche, zu denen auch die Kantorei ihren Beitrag leistete. An allen Festtagen des Jahres und dazu an vielen Sonntagen trugen die Sängerinnen und Sänger immer wieder zur Verschönerung der Eucharistiefeiern bei. So wurden auch die hohen Weihnachtsfeiertage, bei denen das Gotteshaus überfüllt war, von der Kantorei und dem Kinderchor festlich gestaltet.
1985 gab es wieder eine Reihe kirchenmusikalischer Veranstaltungen, die in Sindorf und auch auswärts, ein breites und positives Echo fanden. Das Mozartkonzert aber im November überragte sie alle. „Glanzvoller Mozart in St. Maria Königin“, schrieb Heinz Hillmann in seiner Zeitung und führte weiter aus: „Es war eine gute Entscheidung von Frau Bonnemann, im Programm die Chronologie Walten zu lassen und die Bachkantate Mozart voranzustellen. Sängerinnen und Sänger hatten dadurch die Gelegenheit, sich beim „Thomaskantor“ einzusingen und die Stimmen für das „Requiem“ Mozarts zu lockern“. Die Sopranistin Michaela Krämer und Ilse Collinet (Alt), sowie die Solisten Klaus Mertens (Baß), Friedhelm Petrowitsch (Tenor) und Musiker des WDR trugen mit dazu bei, dass dieses Konzert in der dichtbesetzten Marienkirche zu einem eindrucksvollen Ereignis wurde. Der nicht enden wollende Beifall aller Besucher war sicherlich der verdiente und schönste Lohn für alle Mitwirkenden.

Im April 1986 übernahm zum ersten Mal in der Geschichte des Chores eine Frau den Vorsitz des Chores. Frau Irene Thelen hatte Herrn Josef Ritter abgelöst, der die Sängergemeinschaft acht Jahre mit Schwung und Tatkraft geleitet hatte.
Dann erhielten im Mai der Chor und seine unermüdliche Dirigentin Gudrun Bonnemann für mehrere Jahre harter Gesangsarbeit in Lüdenscheid die besondere Auszeichnung „Meisterchor“, und das unter 28 Chören aus NRW als bester mit der Traumnote „1“! Dass die Freude bei der Bekanntgabe um Mitternacht überquoll ist verständlich. Aus Anlass der Erringung des Titels „Meisterchor“ lud dann im Juli die Kantorin die Gläubigen zu einem Kantatengottesdienst ein, und anschließend feierte man zusammen ein paar fröhliche Stunden im Pfarrheim.

Mit Gastinterpreten aus aller WeltAus dem Konzertreigen dieses Jahres seien die folgenden besonders genannt: Der Chor „Sounds of Hope“ aus den USA machte Ende Juni in Sindorf Station und gab mit seinem Streichensemble und seiner Harfinistin ein begeisterndes Konzert. Herrn Pfarrer Steinröder war dessen Auftreten in Sindorf zu verdanken. Er hatte den Chor im vergangenen Jahr zufällig in der Kathedrale zu Metz gehört und spontan verpflichtet. Am Kirmessonntag, dem 20. Oktober, sang die farbige Sängerin Lillian Bouttè, begleitet von den Jazzmusikern der Maryland-Jazzband, während des Gottesdienstes und nachher Gospels. Und alle Kirchenbesucher gingen begeistert im Rhythmus mit. Ein außergewöhnliches Konzert ließ die Kantorei am Buß- und Bettag folgen. Aus der Barockzeit erklangen Werke von Heinrich Schütz, Joh. Christoph Bach, Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach. Mit den Instrumentalisten und Solisten bot die Kantorei eine dem Meisterchor würdige Leistung. Mit dem Chor „Coral Gorofarri“ aus dem Baskenland, der auf einer Deutschlandreise bei uns gastierte, ging dieses erfolgreiche Jahr zu Ende.
Auch 1987 wurde ein breit gefächerter Zuhörerkreis durch mehrere musikalische Kunstgenüsse verwöhnt; sei es, dass die Kantorei selbst konzertierte oder Gastchöre bzw. Orchester. So bestach im Juni das Manon-Quartett, ein Kammermusikensemble, dessen Musikerinnen dem Gürzenich- und Rundfunkorchester angehören, in der Ulrichkirche mit Joseph Haydn Op 71, Nr. 1 in B-Dur durch „die Noblesse und Eleganz des homogenen Zuspiels“, wie eine Tageszeitung berichtete. Und ein zweites Mal konnte der USA-Spitzenchor „Sounds auf Hope“ in der bis auf den letzten Platz gefüllten Marienkirche vollauf begeistern. Mitte Oktober dann wetteiferten in einer Abendmusik fünf Streicher des WDR-Orchesters Köln mit den Cembalisten Grudrun Bonnemann und Michael Jüttendonk in brillantem Spiel und brachten Verschiedenes von Johann Sebastian Bach vor einer dankbaren, sehr zahlreich erschienenen Zuhörerschaft vollendet dar.
Am ersten Adventsonntag schließlich führte die junge Sindorfer Spielgemeinschaft für Alte Musik unter der Leitung von Gudrun Bonnemann Vokal- und Instrumentalmusik aus der Zeit um 1600 auf. Das Publikum dankte beifallfreudig.

Für das Jubiläumsjahr 1988, „120 Jahre Kirchenmusik in Sindorf“, hatte das Damen-Duo, die Dirigentin Frau Bonnemann und die Vorsitzende Frau Thelen, als Geburtstagsgeschenk Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ ausgesucht. Nach langer, intensiver Probenarbeit wurde das bedeutende Werk Ende April zusammen mit Musikern des Gürzenichorchesters und den Solisten Michaela Krämer (Sopran), Gerd Türk (Tenor) und Werner Lechte (Baß) aufgeführt. Eine große Zuhörerschaft war begeistert, und die Zeitung voll des Lobes und der Anerkennung ob der einmaligen Leistung.
Mit dem Jubiläumsgast aus Stettin, dem akademischen Chor der dortigen Universität, der auf seiner Reise nach Spanien im August in Sindorf halt machte, hatte man einen guten Griff getan. Mit seinen modernen Werken und der besonderen Art der Darbietung kam er bei allen Zuhörern sehr gut an. Bei der Abendmusik im September in St. Ulrich gab es Instrumentenmusik des Lusam-Quartetts aus Würzburg mit Werken von der Renaissance bis zur Neuzeit. Dabei gefiel das begleitende Trio am Orgel-Positiv, Cello und Kontrabass besonders. Der Madrigalchor Kerpen, den Frau , Bonnemann ebenfalls leitet, sang am letzten Sonntag im Oktober in der Ulrichkirche „Motetten der Familie Bach“. „Mit wahren Ovationen wurde diese plattenreife Aufführung vom Publikum honoriert. In einem festlichen Hochamt im November sang die Kantorei die „Missa Sankti Hieronymi von Joh. Michael Haydn mit Solisten und einem Bläserensemble des Kölner Gürzenich-Orchesters.



Vom "Vorstand" zum "Team"

Als am 22. Mai 1989 Pfarrer Reinhold Steinröder 40 Jahre „jung“ wurde, war die Kantorei mit einem Geburtstagsständchen mit von der Partie. Aufgezeichnet werden soll noch die Abendmusik im Dezember, die, der Adventzeit gemäß, unter dem Thema „Wachet auf, ruft uns die Stimme…“ stand. Motetten von J. Chr. F. Bach und Joh. S. Bach, sowie von F. Mendelssohn-Bartholdy bildeten das Programm. Die Kantorei konnte mit Bläsern des Gürzenich-Orchesters Köln die zahlreichen Zuhörer in der Ulrichkirche vorweihnachtlich einstimmen.
Über elf Monate musste die Marienkirche von Grund auf renoviert werden. Endlich, alle atmeten auf, konnte am 17. März 1990 die Eröffnungsmesse gefeiert werden, bei der der Chor mit begleitenden Gesängen mitwirkte. Im Juni wurden Vorstandswahlen nötig, weil Frau Thelen den Vorsitz abgegeben hatte, den sie mehrere Jahre vorbildlich und kreativ ausgeübt hatte. Man entschloss sich nun, um die vielfältige Vorstandsarbeit besser delegieren zu können, zu einer „Team-Work“-Lösung. Neben dem Präses Pfarrer Steinröder und der musikalischen Leiterin Frau Bonnemann bilden Frau Marie-Luise Baumann, Frau Waltraud Neis, Frau Stephanie Brimmer, Frau Petra Kaiser, die kurze Zeit später von Frau Ursula Wirtz abgelöst wurde, und Herr Fritz Matzerath das „Team“. Als Ansprechpartner wurden Frau Baumann und Herr Matzerath benannt. Am letzten Sonntag im Dezember wurde Herr Ferdi Schiffer von Pfarrer Steinröder für seine 40jährige Mitgliedschaft im Chor der Pfarrgemeinde geehrt. Er erhielt die Nadel und Urkunde des Cäcilienverbandes der Diözese Köln. Unter den Gratulanten war auch der Vorsitzende des Erftsängerkreises, Herr Friedrich Hambloch.

1991 bot die Kantorei im Juni das Oratorium „Paulus“ von Mendelssohn-Bartholdy dar. Über 500 Besucher belohnten die Leistungen aller Beteiligten minutenlang mit stehenden Ovationen. 40 Musiker des Kölner Gürzenich-Orchesters und die drei bekannten Vokalisten Michaela Krämer (Sopran), Jürgen Leschke (Tenor) und Werner Lechte (Bass) trugen zum Gelingen des festlichen Abends bei. Anerkennend darf festgestellt werden, dass die Stadt Kerpen und die VHS Bergheim neben der Pfarrgemeinde die Kosten mittrugen.
Anfang November stellten junge Musiker des Konservatoriums Luxemburg alle Instrumente der Klarinettenfamilie musizierend vor. Dazu sangen ein Chor aus Mitgliedern der Kantorei und des Madrigalchores und die luxemburgische Sopranistin Nadine Becker. Es war einmal ein ganz anderer Kunstgenuss, der aber allen Freude machte.
1992 dann, am Dreikönigstage, eröffnete die Kantorei ihr Konzertprogramm mit der Flautando Köln und dem Ensemble „The Queen`s Music“, das auf alten Holzinstrumenten spielte. Sechs Monate hatte der Madrigalchor unter der Leitung von Frau Bonnemann unermüdlich an der Johannes-Passion von Johann Seb. Bach gearbeitet, bis sie am 15. März aufführungsreif war.
Chor, bekannte Solisten und „The Queen`s Music“ boten eine außergewöhnliche Leistung, die zu Recht mit viel Beifall belohnt wurde. Die VHS und das Kulturamt Kerpen waren Mitveranstalter. Und bereits im Juni konnten in der Ulrichkirche der Madrigalchor mit Canzonen, Motetten und Sonaten und das dreiköpfige Instrumentalensemble „Col Lagno“ mit Werken alter Meister viele Musikfreunde erfreuen.



Ein Präses geht, ein Präses kommt

Das hartnäckige Gerücht wurde wahr: „ Ich gehe mit gutem Gefühl und Dankbarkeit“, schrieb Pfarrer Steinröder im Echo vom 4./5. Juli und meinte dann weiter: „Ich finde das nur normal. Dazu ist St. Maria Königin auch eine sehr lebendige Gemeinde, die mit der Herausforderung der kommenden Monate fertig wird.“ Mitte September hatten wir noch den spanischen Chor „Choral Maria Immaculata“ unter der Leitung von Schwester Maria Antonia Lopez Garcia zu Gast. Er bereicherte die Abendmesse mit seinen Liedern und gab später noch ein paar Kostproben seines Könnens.
Am 20. September wurde dann Präses Pfarrer Steinröder von der ganzen Pfarrgemeinde und ihren Vereinen verabschiedet. Das Erntedankfest am 4. Oktober war schließlich seine letzte Amtshandlung. Früher, als wir es erhoffen konnten, erhielten wir am 20. Dezember in Herrn Pater Heinz Nederpelt aus den Niederlanden einen neuen Pfarrer, der im Erftkreis schon tätig gewesen war. Auch die diesjährige Christmette wurde von der Kantorei und Instrumentalsolisten des WDR mit der Missa „Sancti Josephi“ von Antonio Caldora festlich gestaltet.

Im Jubiläumsjahr 1993 begann die Reihe der Abendmusiken in der Marienkirche Anfang Januar mit den Brandenburgischen Konzerten 4-6 und dem Tripelkonzert a-moll. Mitwirkende waren neben dem Ensemble „The Queen`s Music“ die Solisten Daniel Spektor (Violine), Manfredo Zimmermann (Traversflöte), Ursula Thelen und Gabriele Wahl (Blockflöte) und Gudrun Bonnemann (Cembalo). Im März folgte das „Seikilos-Quintett“ aus Düsseldorf mit anspruchsvollen Stücken unseres Jahrhunderts für Holzbläser. Ende April leitete Heribert Feckler die Chormusik seiner „Musica mundi“, Köln, mit verschiedenen Kompositionen von Monte Verdi bis Weill. Auch diese Konzerte waren wieder von einer treuen Zuhörerschaft besucht und die Ausführenden mit lang anhaltendem herzlichem Beifall bedacht worden. Bis zum Höhepunkt dieses Jubeljahres im November mit der Aufführung des „Messias“ folgten noch weitere Konzerte.
Konrad Honings (gest. 2001)



Das Jubiläumsjahr 2008