Bach+Bach-Familie

21. September 2008, 19 Uhr in St. Maria Königin
Benefizkonzert zu Gunsten der Aktion "Wir helfen" des Kölner Stadt-Anzeigers (Eintritt frei)

- J.S. Bach (1685-1750): "Jesu, meine Freude". Motette für 5 Stimmen BWV 227; "Lobet den Herrn, alle Heiden". Motette für 4 Stimmen BWV 230; "Bekennen will ich seinen Namen". Kantate für Alt und Streicher BWV 200
- Johann Bach (1604-1673): "Unser Leben ist ein Schatten". Motette für 6-9 Stimmen und B.c.
- Johann Christoph Bach (1642-1703): "Ach, dass ich Wassers genug hätte". Lamento für Alt, Streicher und Basso continuo
- Johann Michael Bach (1648–1694): "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt". Motette für 8 Stimmen und B.c.; "Auf, lasst uns den Herren loben". Solokantate für Alt, Streicher und Basso continuo
- Johann Ludwig Bach (1677-1731): "Das ist meine Freude". Motette zu 8 Stimmen

Ausführende:
Christine Wehler, Alt
Chor, Vokalensemble und Barockorchester des Bach-Vereins Köln
Leitung: Thomas Neuhoff




 
„Johann Sebastian Bach gehöret zu einem Geschlechte, welchem Liebe und Geschicklichkeit zur Musick, gleichsam als ein allgemeines Geschenck, für alle seine Mitglieder, von der Natur mitgetheilet zu seyn scheinen. So viel ist gewiß, daß von Veit Bachem, dem Stammvater dieses Geschlechts, an, alle seine Nachkommen, nun schon bis ins siebende Glied, der Musik ergeben gewesen, auch alle, nur etwan ein Paar davon ausgenommen, Profession davon gemacht haben.“
(Nekrolog auf Johann Sebastian Bach)


Mit diesem Konzert erweist der Bach-Verein Köln nicht nur seinem Namenspatron, sondern auch jener Musikerdynastie die Ehre, die wohl einzigartig in der Geschichte ist. Über 70 Nachkommen des Stammvaters Veit Bach (um 1550–1619) übten den Beruf des Musikers aus und dominierten über mehrere Generationen hinweg das Musikleben in Mitteldeutschland. Dabei strahlte der Name Bach nicht erst nach dem Tod des wohl bekanntesten und erfolgreichsten Familienmitglieds Johann Sebastian Bach (1685–1750) aus, sondern bereits weit vor dessen Zeit.
Auf dem Programm stehen neben Motetten des berühmten Thomaskantors Werke von Johann Ludwig Bach (1677–1731), einem entfernten Vetter Johann Sebastians, und Johann Bach (1604-1673), dem ältesten als Komponist verbürgten Vertreter der Bach-Familie. Daneben erklingen Werke von Johann Christoph Bach (1642–1703), dem in der Familienchronik als "großer und ausdrückender Componist" titulierten Sohn Heinrich Bachs, sowie Johann Michael Bach (1648–1694), dem jüngeren Bruder Johann Christophs und Schwiegervater Johann Sebastians, dessen ihm nachgesagter stiller, zurückgezogener und kunstverständiger Charakter sich in seinen Kompositionen niederschlägt.



Presse-Echo

Ansteckende Freude
[Dietmar Fratz] Der Bach-Verein Köln hat natürlich zunächst das musikalische Vermächtnis Johann Sebastians, des berühmtesten aller Bachs, im Fokus. Dieser selbst hatte ein Faible für Ahnenforschung, und so steht der Verein in bester Tradition mit seinem Konzertprogramm "Bach + Bach-Familie". Gemeinsam mit Bachs Blickwinkel hatte das Konzert, dass es sich ausgehend von Bachs Lebensdaten rückwärts spiegelt, die heute bekannteren Bach-Söhne also ausspart.

Mit Chor und Orchester musizierte der Bach-Verein in der Kirche St. Maria Königin im Rahmen der Kirchenmusiktage Rhein-Erft und der Sindorfer Abendmusiken. Die inhaltliche Klammer war die geistliche Ausrichtung aller Motetten und Kantaten. Die 55 Sängerinnen und Sänger des ausgewogen besetzten Chors gewährten in der J.S. Motette "Lobet den Herrn, alle Heiden" in kompakter Vierstimmigkeit einen ersten Eindruck ihrer Möglichkeiten. Flockig liefen die Themen von Dirigent Thomas Neuhoff geführt durch die Stimmen. Beweglich perlten die Figuren und breitausladend war die Dynamik. Aufgefächert in bis zu neun Stimmen, mit einem Teilchor samt Geige und Cello aus der Vorhalle klanglich schattiert, ging es zu Johannes zurück, dem Erfurter Bruder von Johann Sebastians Großvater. Nur eine Generation zurück und damit schon recht nahe an der hochbarocken Tonwelt des Thomaskantors liegt ein Lamento Johann Christophs für Alt und Streicher.

Freudiges Timbre
Christine Wehler sang die Klage mit klarer Intonation. Im Dialog mit den Geigen zeigten sich beide Seiten gefühlvoll, und nur hier und da war die Continuo-Gruppe leicht basslastig, wiewohl superpünktlich. Johann Christophs Bruder steuerte eine Motette für Chor und eine freudig gestimmte Kantate für die Altistin bei, die von der beseelt mitgehenden Konzertmeisterin Ingeborg Scheerer an der Violine sekundiert wurde. Ein Doppelquartett aus Reihen des Chores bestätigte mit "Das ist meine Freude" von Johann Ludwig, Johann Sebastians Cousin dritten Grades, mit dem der den Ur-Ur-Großvater und ersten bekannten Familienvertreter Veit Bach gemeinsam hat, achtstimmig die Gefühle des Publikums in der annähernd voll besetzten Kirche. Vom aller Feinsten synchronisierte Staccato-Rufe wechselten mit munter durchgereichten Koloratur-Fugatos und warm aufgefächertem Choral. Das Konzert endete wie es begonnen hatte mit Johann Sebastian. Altistin Christine Wehler, ausgewiesene Bach-Interpretin, tat sich wiederum mit den Geigerinnen zur Kantate "Bekennen will ich seinen Namen" zusammen. Mit freudigem Timbre traf sie die zuversichtliche Aussage des Werks ("Der Herr ist meines Lebens Licht") sicher. Der Chor nahm dies auf in der Motette "Jesu, meine Freude", die einigen Choristen Gelegenheit gab, ihre solistischen Fähigkeiten herauszustellen. Wenn der Chor auch die Dramatik der "tobenden Welt" gut zu bündeln wusste, so hat das Publikum doch die ansteckende Freude, die der Chor besonders im Schlusssatz mit beeindruckender Strahlkraft aller Stimmen in Töne fasste, mit auf den Heimweg nehmen können.
[Erschienen in: Kölnische Rundschau, 24. September 2008]


Familientreffen der besonderen Art
Der Bach-Verein lud zu einem Konzert, bei dem nicht nur Werke von Johann Sebastian Bach geboten wurden, sondern auch die anderer Vertreter der Musiker-Familie. Die Einnahmen fließen in die Aktion "Wir helfen" des "Kölner Stadt-Anzeiger".

[Jan Rossbach] Seit einiger Zeit präsentieren der Bach-Verein Köln und sein künstlerischer Leiter Thomas Neuhoff so genannte "Bach plus"-Konzerte, in denen sie Werke Johann Sebastian Bachs in ein bewusst gewähltes Spannungsfeld setzen. Dabei kam es schon zu manch einer Begegnung zwischen Bach und seinen Zeitgenossen ebenso wie mit Vertretern der Renaissance oder der Avantgarde. Beim Konzert am Sonntagabend in St. Maria Königin in Kerpen-Sindorf hieß das Motto "Bach plus Bach-Familie". Die Einnahmen dieses Benefizkonzertes fließen vollständig in die 1998 initiierte Aktion "Wir helfen" des "Kölner Stadt-Anzeiger", die Einrichtungen und Projekte für Kinder und Jugendliche unterstützt, die in Not oder auf die schiefe Bahn geraten sind.

Mit der Motette "Lobet den Herrn, alle Heiden" BWV 230 von Johann Sebastian Bach begann die musikalische Entdeckungstour in die weit verzweigte Geschichte der Familie Bach. Und innerhalb kürzester Zeit wurden das hohe musikalische Niveau, die technische und musikalische Perfektion des Bach-Vereins hörbar. Sowohl das elfköpfige Vokalensemble als auch der kraftvolle Chor des Vereins zeigten unter dem energischen Thomas Neuhoff erneut ihre ganze Strahlkraft und Präzision.
Einen Höhepunkt des Abends stellte die Motette "Unser Leben ist ein Schatten" von Johann Bach dar, ein stets zwischen vollem Tutti und kleiner Chorbesetzung wechselndes Vokalwerk, dessen melodische Schlichtheit die bedingungslose Konzentration auf den biblischen Text hervorkehrt und dennoch einen individuellen und von Johann Sebastian Bach weit entfernten Tonfall erkennen lässt.

Im folgenden "Ach, dass ich Wassers genug hätte", einem Lamento für Alt-Solo, Streicher und Basso continuo von Johann Christoph Bach, zeigte die Solistin Christine Wehler ihre ganze Vertrautheit mit der geistlichen Vokalkunst. Ihre wandlungsfähige und kraftvolle Stimmkunst konnte sie auch in Johann Michael Bachs Solokantate "Auf, lasst uns den Herren loben" und in "Bekennen will ich seinen Namen" von Johann Sebastian Bach unter Beweis stellen. Mit der berühmten Motette "Jesu meine Freude" von Johann Sebastian Bach endete das Benefizkonzert unter wohl verdientem Applaus.
[Erschienen in: Kölner Stadt-Anzeiger, 24. September 2008]


Orgelkonzert mit M. Brandstetter
Nachtmusik vom 12.09.2008