Chor- und Orgelkonzert vom 21.05.1999

Presse-Echo

Serenaden bei Vollmond
Bemerkenswerte Interpretationen in der Sindorfer Kirche

[Frank-Uwe Orbons] „Komm, Trost der Welt, stille Nacht/Der Tag hat mich so müd‘ gemacht“. Zu einem Serenaden-Konzert, das sich ganz der dunklen Tageshälfte widmete, lud der Madrigalchor unter der Leitung von Gudrun Bonnemann in die Kirche St. Maria Königin in Sindorf ein. In mehreren Abteilungen wurden die einzelnen Stadien Abend, Mondbetrachtung und Nacht anhand von romantischen Chorliedern dargestellt.

Um das Publikum in eine angemessenen Stimmung zu versetzen, begann man erst zu vorgerückter Stunde bei einbrechender Dämmerung. Durch die Fensterfront in der Chorapsis konnten die Freunde der Nacht den silbernen Glanz des Vollmondes genießen. Die sich verändernden Lichtverhältnisse setzten auch im Innern der Kirche jeweils unterschiedliche Akzente. Das Gotteshaus wurde 1956 vom rheinischen Kirchenbaumeister Fritz Schaller gebaut, der am vergangenen Wochenende seinen 95. Geburtstag beging. Bekannt wurde er unter anderem als Erbauer der Kölner Domplatte.

Den Rahmen des Programms bildeten die drei Impressionen op. 72 für Orgel von Sigfried Karg-Elert, die die Organistin Kayo Ohara mit viel Feingefühl für die Linienführung in warmen Klangfarben vortrug. Unbekannte Pretiosen, schwankend zwischen Volks-, Strophen- und durchkomponiertem Lied, von Komponisten wie Distler, Kodaly, Rheinberger, Reger, Wolf oder Mendelssohn zeigten nicht nur textliche Übereinstimmungen, sondern auch musikalische. Die typische romantische „vierstimmige Choralgeschicklichkeit“ (Robert Schumann) war bei allen Kompositionen Träger der unterschiedlichen Tendenzen. Gefühlsmäßig verband keines der Lieder das Dunkel der Nacht mit Schrecklichem, sondern als Moment der Besinnung und das zur Ruhe Kommen in der Obhut Gottes.

Musikalisch bleiben bei dem Kammerchor kaum Wünsche offen. Aus der dynamischen Mittellage entwickelte sich ein entspanntes, lockeres Singen, das bei höheren Lautstärkegraden nicht forcieren musste und immer eine gute Textverständlichkeit gewährte. Mit delikater Textausdeutung und Emphase trug das Vokalensemble zum Beispiel Rheinbergers „Abendlied“ und Regers „Nachtlied“, zwei schwere Chorstücke, vor. Bemerkenswert waren die lupenreine Intonation und die zum Teil brillanten Phrasenabschlüsse. Wenn man diese Perfektion noch auf die Satzanfänge übertragen könnte, wäre der musikalische Genuss makellos. (Kölner Stadtanzeiger vom 1.6.1999)


3. Orgelnacht 1999
2. Orgelnacht 1998