Chorkonzert vom 21.06.1996

Vom Melodiefetzen zur KlangballungJunger Organist beim Konzert des Madrigalchors

[Nicole Ritter] Fast muss man froh sein, den Madrigalchor Kerpen auch einmal wieder im Erftkreis zu hören. Erst vor kurzem eroberte er im Rahmen des "Rheinischen Musikfestes" die Kölner Philharmonie. Nach einer ausgedehnten Konzertreise durch Süddeutschland präsentierten die Sänger ihr Programm mit geistlicher Chor- und Orgelmusik nun auch in der schlichten Kirche St. Georg in Alt-Kaster. Die Chormitglieder unter Leitung von Gudrun Bonnemann nahmen die künstlerische Herausforderung an, sich mit ihrem feinfühlig ausgeloteten Klangkörper auf immer wieder neue akustische Verhältnisse einzurichten.
Mit Unterstützung der Volkshochschule Bergheim hatten sich die Sänger der Mithilfe zweier junger Musiker versichert, die bereits mit bemerkenswerten künstlerischen Profilen aufwarteten. Anne-Carolyn Schlüter hat einen voluminösen Mezzosopran. Auf ihre weitere Entwicklung darf man gespannt sein, da wächst eine ausdrucksstarke Musikerin heran. Von der Orgel begleitet, interpretierte sie Gabriele Faurés "Pie Jesu" geradezu erschütternd. Sie sang ein Requiem, das unter die Haut ging.
Christoph Hamm, ein in mehreren Wettbewerben ausgezeichneter Bonner Organist, entfaltete vor allem in seiner Orgelimprovisation die eindrucksvolle Klanggewalt der "Königin der Instrumente": Langsam ließ er Melodiefetzen den weiten Klangraum der Orgel erforschen, entwickelte sie zu immer farbenprächtiger auftrumpfenden Klangballungen.In Rudolf Mauersbergers resignativer Trauermotette "Wie liegt die Stadt so wüst", komponiert im Angesicht des zerstörten Dresden, überzeugten die Kerpener mit einer besonders packenden , konzentriert musizierten Glanzleistung innerhalb des sorgsam und abwechslungsreich ausbalancierten Programmablaufs. (Kölner Stadt-Anzeiger vom 25.06.1996)


Chorkonzert vom 22.09.1996
Chorkonzert vom 09.12.1995